Diagnostische Genauigkeit von Patient*innenselbsteinschätzungen
Diagnostische Genauigkeit von Patient*innenselbsteinschätzungen, hausärztlichen Heuristiken und somatischen Parametern zur Prädiktion von Depression – eine Cluster-randomisierte kontrollierte Pilotstudie in der Primärversorgung
Die Erkennung von depressiven Erkrankungen bildet nach wie vor eine große Herausforderung in der hausärztlichen Versorgungsebene. Häufig kann alleine mit den klassischen psychiatrischen Kriterien gemäß ICD-10 keine genaue Vorhersage gegeben werden, ob eine Depression vorliegt oder ausgeschlossen werden kann. In diesen Fällen werden auch hausärztliche Heuristiken angewendet, die z.B. auf einer langen Kenntnis der Patient*innen und des Umfelds beruhen. Darüber hinaus wurden mittlerweile auch Biomarker, wie beispielsweise Herzfrequenzvariabilität oder Blutbiomarker, identifiziert, mit denen das Vorliegen einer Depression vorhergesagt werden kann. Innerhalb der ersten Projektphase (01 Diagnostik & 02 Prädiktion) wurden diese Parameter genauer untersucht. Aufbauend auf den erhobenen Daten und gewonnenen Erkenntnissen wurden, unter anderem mit Hilfe maschineller Lernverfahren, zwei neuartige Screeninginstrumente bzw. Screeningansätze entwickelt. Diese beruhen auf Selbsteinschätzungen von hausärztlichen Patient*innen, den Einschätzung der Patient*innen durch deren Hausärzt*innen und der Erfassung von Biomarkern.
Im anschließenden Projekt im Rahmen des POKAL-Graduiertenkollegs soll jetzt die diagnostische Genauigkeit der beiden Instrumente bzw. Ansätze in der hausärztlichen Praxis untersucht werden. Hierfür wird eine cluster-randomisierte, dreiarmig kontrollierte Pilotstudie (cRCT) durchgeführt. Diese Studie wird in Zusammenarbeit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU-Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Technischen Universität München umgesetzt (siehe Abbildung 1).
Für die Studie werden Hausarztpraxen zufallsbasiert einer von drei Gruppen zugewiesen: Ärzt*Innen innerhalb der Interventionsgruppen (TUM- & LMU-Arm) verwenden jeweils einen der beiden neuartigen Ansätze (TUM-Fragbogen oder LMU-Fragesequenz), während Ärzt*innen in der Kontrollgruppe nach einem nicht-unterstützen Routineansatz agieren (‘Usual Care’). Mit Hilfe der neuen Screeninginstrumente bzw. Screeningansätze soll es künftig möglich sein, Patient*innen mit Depressionen in der hausärztlichen Routineversorgung besser und schneller zu erkennen, um ihnen möglichst schnell ein entsprechendes Behandlungsangebot machen zu können.

Abbildung 1: Studiendesign der cluster-randomisierten kontrollierte Pilotstudie
Kontakt
Simona Maspero (simona.maspero@mri.tum.de)
Prof. Dr. med. Antonius Schneider (antonius.schneider@tum.de)
Prof. Dr. med. Peter Falkai (peter.falkai@med.uni-muenchen.de)